Glanzruß entfernen, Glanzruß beseitigen

 

 

Irrtum 1: Jedes Haus lässt sich nachträglich mit einem Vollwärmeschutz einpacken.

 
Richtig ist: Eine Außendämmung mit Wärmeverbundsystemen ist für manche Bausubstanzen sogar schädlich. Betroffen sind vor allem Gebäude mit viel Fachwerk. Baustoffe wie Sandstein, Lehm oder Bimsstein sind atmungsaktiv und bleiben dadurch trocken. Werden solche Wände von außen verschlossen, ist die Atmungsaktivität unterbrochen. Die Feuchtigkeit der Wohnräume sammelt sich im Mauerwerk. Die Folgen sieht der Baugutachter Peter Beutler häufig: Die Wand wird sich zersetzen. Der Stein wird durch zu viel Feuchtigkeit kaputt gehen. Zudem wird das Gebäude innen feucht und die Gefahr einer Schimmelpilzbelastung steigt sehr stark an.

Irrtum 2:Für eine erfolgreiche Dämmung reicht es, vorher die Energiebilanz eines Hauses zu ermitteln.

Richtig ist: Feuchtigkeitsmessung und die Bestimmung des Raumklimas dürfen nicht fehlen. Um das Raumklima zu bestimmen, werden Luftfeuchtigkeit und die Temperatur über einen längeren Zeitraum gemessen. Das können Tage aber auch Wochen sein. Natürlich spielt für ein gesundes Innenklima das Lüftungsverhalten eine Rolle, aber zusätzlich ist die Größe der Verdunstungsebenen innerhalb der Räume maßgebend. Je mehr Flächen mit Fliesen oder Kunststoffen - wie beispielsweise Laminat oder Vinyltapeten - belegt sind, umso weniger Feuchtigkeit kann verdunsten. Für einen gut funktionierenden Vollwärmeschutz muss das Raumklima aber trocken genug sein, sonst gibt es schnell Probleme mit Schimmel.

Damit das Haus unter der luftdichten Dämmung dann auch trocken bleibt, muss vor allem der Keller gründlich auf Feuchtigkeit untersucht werden. Baugutachter Peter Beutler: Bei Feuchtigkeit im Keller haben wir das typische Beispiel einer kapillar aufsteigenden Feuchtigkeit, das heißt die Nässe steigt in der Wand immer von unten nach oben. In diesem Fall würde ich das Gebäude von außen her noch nicht in Wärmeschutz einpacken. Hier müsste man erst eine Sanierung durchführen, um die aufsteigende Feuchtigkeit nach oben zu unterbrechen, damit später kein Schimmel im Haus entstehen kann.

Irrtum 3:Je dicker die Dämmplatten, desto besser die Wärmedämmung.

Richtig ist: Bei 50 Millimetern ist der Dämmeffekt am größten. Danach sinkt er rapide. 80 bis 100 Millimeter sind somit für eine optimale Dämmung ausreichend. Der Nutzen noch dickerer Dämmplatten liegt also eher beim Hersteller.

Irrtum 4:Gut isolierende Fenster machen den Vollwärmeschutz komplett.

Richtig ist: Das gilt nur wenn die Fenster sachgerecht eingebaut sind. Für eine gute Isolierung sollte zwischen Fenster und Mauerwerk ein dichtendes Thermaband liegen. Außerdem müssen die Fensteranschlüsse außen und innen extra abgedichtet werden. Sonst wird's feucht, weiß der Baugutachter. Und dann gibt es wieder die üblichen unangenehmen Nebenwirkungen: Schimmel in den Räumen. Trotzdem sind mangelhaft abgedichtete Fenster ein typischer und Fehler, der sehr oft vorkommt. Peter Beutler erklärt, worauf es ankommt: Wichtig ist, dass der Kellenschlag gezogen wird. Das heißt, wenn ich das Fenster einputze, fahre ich mit der Kelle in den Spalt, der zwischen Fensterlaibung und Putz entsteht von oben nach unten. Dieser Spalt wird dann mit einem dauerelastischen Material, sprich mit einem Acryl ausgezogen.

Irrtum 5: Je besser die Dämmung, umso schneller lässt sich Wohnung warm heizen.

Richtig ist: Es entweicht weniger Wärme durch Wand und Fenster. Die Dämmung verhindert aber den Luftaustausch und erhöht die Feuchtigkeit in den Innenräumen. Je feuchter die Raumluft, umso langsamer erwärmt sie sich mit entsprechend mehr Energie. Aber: Je öfter wir durchlüften, umso trockener  und gesünder  das Raumklima. Das gilt für alle Häuser.

 

 

 

 

 

 

 

Bund und Länder wollen mit großen Förderprogrammen das Energiesparen bei Altbauten voranbringen. Manche Maßnahmen - zum Beispiel beim Dämmen – machen aber weder finanziell noch ökologisch Sinn.

 

Altbausanierung überall

Deutschland packt seine Altbauten ein: Fassaden und Dächer werden gedämmt, neue Fenster eingebaut, effiziente Heizungen installiert. Für Handwerker und Hersteller ein gutes Geschäft, für Eigentümer erst einmal hohe Kosten.

 

Unerwünschte Nebenwirkung: Algen

Wir sind unterwegs mit Gernot Henrich vom Institut für angewandte Bauwerksdiagnostik.
Der Bau-Sachverständige zeigt uns die Schattenseiten der Außendämmung an der Fassade eines Mehrfamilienhauses.
Algen! Durch die Isolierung der Hauswände mit dicken Dämmplatten finden sie hier gute Bedingungen.
Bei den hochgedämmten Fassaden wird der Wärmestrom abgebremst und erreicht den Putz nicht mehr. Der Putz wird sehr viel kälter als bei einer herkömmlichen Fassade, auf dem kalten Putz schlägt sich, ähnlich wie auf einem kalten Auto, Feuchtigkeit nieder. In Verbindung mit dem Staub, der sich darauf ablagert, entsteht ein Nährboden für Algen.
Dort wo die Dämmplatten mit Plastikdübeln befestigt sind, wird die Wärme besser geleitet. An allen anderen Stellen wachsen munter Algen.

 

Gegenmittel: Umweltschädliche Biozide

Die Baustoffindustrie kennt diese Probleme schon lange. Deshalb mischt sie Biozide in Farben und Putze. Die sollen Algenwachstum verhindern. Doch um wirken zu können, müssen die giftigen Stoffe wasserlöslich sein. Folge: Durch Regen wird das Biozid ausgewaschen und gelangt so in den Boden und in angrenzende Gewässer. So geht Klimaschutz zu Lasten der Umwelt.
Und meist kommen die Algen wieder und siedeln sich nach einigen Jahren erneut auf der gedämmten Fassade an. Auf Dauer können sie Putz und Dämmung zerstören. Für Eigentümer entstehen so immer neue Kosten.

 

Hohe Einspar-Versprechen

Während Fachverbände, Hersteller und Handwerker solche Probleme verschweigen, überbieten sie sich mit Einspar-Versprechungen: 40, 50, ja bis zu 85 Prozent weniger Heizkosten - allein durch Dämmung der Außenwände. Damit finanzieren sich die hohen Investitionen innerhalb kurzer Zeit.

 

Lohnend nach 30 Jahren?

Aber stimmt das? Wie viel Energie wird tatsächlich eingespart? Und wann rechnet sich das Dämmen?
Die Energieberatungsgesellschaft co2online hat für PLUSMINUS die Heizkosten vor und nach der Sanierung verglichen - bei mehr als 20 000 Ein- und Zweifamilienhäusern.
Das Ergebnis überrascht: Die Dämmung der Hausfassade kostet im Schnitt rund 17.000;- €. Nach der Sanierung werden in der Praxis statt der von einzelnen Anbietern angepriesenen 85 Prozent lediglich 15 Prozent Energie eingespart. Bei durchschnittlich steigenden Heizkosten rechnet sich die Investition erst nach knapp 30 Jahren.
Auch bei anderen Maßnahmen ist das ähnlich: Beispiel neue Fenster: Statt 20 Prozent Energieeinsparung sind es im Schnitt nur magere 4 Prozent. Eine solche Investition rechnet sich nur selten.
Eine neue Heizungsanlage soll bis zu 30 Prozent Energie sparen. In der Praxis sind es laut Untersuchung nur 13 Prozent. Die versprochenen hohen Einsparungen werden also fast nie erreicht.

 

Kalkulation mit dem Idealfall

Wir konfrontieren den Gesamtverband Dämmstoffindustrie mit den Zahlen zur Außendämmung. Die Unterschiede sieht man gelassen. Im Idealfall seien die hohen Einsparungen durchaus machbar.
Christian Bruch, Gesamtverband Dämmstoffindustrie, rechnet mit 85 Prozent Ersparnis, wenn ein bestehendes Gebäude auf Passivhausstandard gedämmt werde.
Mit Außendämmung allein ist das aber wohl nicht zu schaffen.

 

Zu dicke Dämm-Platten vorgeschrieben

Bauphysiker Gernot Henrich kritisiert zudem, es sei wirtschaftlich unsinnig, die Fassade mit extrem dicken Dämmplatten einzupacken.
Berechnungen zeigten regelmäßig, dass die optimale Dämmstoffstärke im Wohnungsbau beispielsweise bei 10 bis 12 Zentimeter liege. Alles was darüber hinaus an Dämmung eingebaut wird, spare quasi zusätzlich kaum noch Energie ein. Das werde von der Dämmstoffindustrie nicht propagiert. Über die Politik werde veranlasst, möglichst dicke Dämmstoffstärken in den Vorschriften zu verankern, wie auch in der neuesten Energiesparverordnung.
Heißt: Den Eigentümern werden durch die Verordnungen teilweise überzogene Auflagen gemacht.

 

Müllproblem der Zukunft?

An der Fachhochschule Hildesheim treffen wir Prof. Jens Fehrenberg. Der Architekt ist überzeugt, dass durch die Dämm-Maßnahmen heute ein Riesen-Müllproblem in der Zukunft entsteht.
Er geht von einer Lebensdauer der Systeme von 40 Jahren aus. Ein solches System hat Klebstoff und eingespachteltes Gewebe. Es ist also ein Mischmüll. Die Kubikmeter Material, die in Deutschland schon verklebt worden sind, könnten niemals deponiert werden, so der Architekt. Schon heute kleben hierzulande etwa 800 Millionen Quadratmeter Dämmplatten.

 

Sanierung genau abstimmen

Der Experte rät Hauseigentümern, nicht nur auf die Außendämmung zu schauen, sondern das Haus als Gesamtsystem zu verstehen und genau zielgerichtet dort etwas zu unternehmen, wo Wärme abfließt und sich tatsächlich Einsparungen erzielen lassen.

Fazit: Altbausanierung ist wichtig. Doch nur, wenn die Maßnahmen genau auf das Gebäude abgestimmt und ehrlich durchgerechnet sind, profitieren Hauseigentümer und Umwelt davon.

 

 

 

Modernisierung und Miete

 

 

Seit 37 Jahren wohnt Maria G. in ihrer Wohnung. Anfang des Jahres 2011 kündigte ihr Vermieter Modernisierungsarbeiten an, zum Beispiel die Installation einer Gas-Etagenheizung. Die an Parkinson erkrankte Rentnerin findet die Maßnahmen unnötig und fürchtet die Baustelle. Ihr bleiben nur 400,- Euro zum Leben im Monat. Nun soll ihre Miete um 110,- Euro steigen, das sind über 30 Prozent mehr.

Auch bei Martina W. hat der Vermieter das Haus saniert. Kurz nach dem Ende der Arbeiten fordert er monatlich 170,- Euro mehr Miete, eine Erhöhung von 60 Prozent.

Den betroffenen Mietern erscheint diese Erhöhung ungerecht. Doch nach einer energetischen Modernisierung dürfen Vermieter bis zu 11 Prozent der Kosten auf die Jahresmiete aufschlagen. Und das, so die Erfahrung der Mietervereine, machen auch die meisten Vermieter. Allerdings nicht immer ganz korrekt.

Manche Vermieter rechnen bei Modernisierungsmaßnahmen die anfallenden Reparaturkosten mit in die Mieterhöhung ein. Muss beispielsweise der Putz erneuert werden, werden die Kosten dafür mit berechnet, obwohl das unzulässig ist. Der Putz muss nach 40 Jahren meist ohnehin erneuert werden. Dafür müsste ein Gerüst gestellt und anschließend das Haus gestrichen werden. Die Kosten dafür dürfen nicht in die Erhöhung einberechnet werden.

Da im Haus von Martina W. vor der Sanierung die Fenster teilweise undicht waren, die Heizungsanlage veraltet und die Fassade sanierungsbedürftig war, zweifelte sie, ob die Mieterhöhung so gerechtfertigt ist. Sie wendet sich an den Mieterverein und zusammen forderten sie den Vermieter auf, die Kosten im Detail offenzulegen. Im Laufe des Verfahrens bestätigt ein Gutachter, dass einige Sanierungsarbeiten altersbedingt ohnehin fällig waren. Kosten also, für die keine Mieterhöhung gefordert werden darf.
Nun zahlt sie nur rund 81,- Euro Miete mehr monatlich. Das ist für sie akzeptabel, da sich ihr Wohnkomfort verbessert hat. Doch die Einsparung an Heizkosten reicht bei Weitem nicht aus, um die Mieterhöhung auszugleichen.

Ein Experte des Deutschen Mieterbund (DMB) erklärt, dass der Mieter bei solchen Sanierungen meist draufzahlt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat jedoch entschieden, dass es nicht auf die Wirtschaftlichkeit, sondern auf die Einsparung von Energie ankommt.

Nach dem Gesetz müssen Mieter eine Modernisierung grundsätzlich dulden. Immerhin kann bei größeren Maßnahmen die Miete gekürzt werden, beispielsweise bei Lärm und Schmutz halten Gerichte 20 bis 25 Prozent für zulässig. Ohne Heizung kann man in der kalten Jahreszeit die Miete sogar ganz einbehalten.


 

 

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